Irgendwie erschreckend, welche Tür das BVerfG heute morgen geöffnet hat. Leider ist noch nicht abzusehen, welche unmittelbaren und mittelbaren Auswirkungen diese Entscheidung nach sich ziehen wird.
Einerseits erscheint es mir ja ein sinnvolles Ziel die Ausbildund in Deutschland zu verbessern. Aber sollte man da nicht lieber einmal an den Ausbildungsordnungen schrauben?
Bestes Beispiel dafür ist die juristische Ausbildung (worüber sollte ich auch sonst schreiben? ;-))
Das Studium ist schon so wisschenschaftlich angelegt, dass die wenigsten Studierenden ohne die Hilfe kommerzieller Repetitorien den Weg ins Examen wagen würden. Haben sie dann das erste Staatsexamen hinter sich, geht es nach für die meisten ewiger Wartezeit ins Referendariat, wo man die verschiedenen Stationen Zivilgericht, Staatsanwaltschat oder Strafrichter, Verwaltung und Anwalt durchläuft. Die nebenher zu besuchenden Arbeitsgemeinschaft sind in der Regel so dürftig, dass vielen Referendaren wieder nur der Weg zum Repetitor bleibt.
Schade nur, dass auch nach diesen zwei Jahren praxisbezogener Ausbildung der Weg in das Berufsleben immer noch extrem schwierig ist, einerseits, weil man keinen Job bekommt und andererseits, weil man eben doch nicht so sehr mit der Praxis vertraut wurde, als dass man sofort den Schritt in die Selbstständigkeit wagen könnte.
Werden nun Studiengebühren eingeführt, stellt das zwar zunächst keine finanzielle Belastung für die Studierenden dar, da diese über Kredite finanziert werden können, die erst dann zurückgezahlt werden müssen, wenn der zukünftige Großverdiener tatsächlich in Lohn und Brot steht.
Dabei wurde allerdings vergessen, dass der Student später dann nicht nur diesen Kredit (bei einer Regelstudienzeit von 10 Semestern immerhin 5000,-€ zzgl. Zinsen) sondern vermutlich auch noch andere private Verbindlichkeiten zurückzahlen muss, denn er muss ja während des Studiums auch seinen Lebensunterhalt finanzieren.
Hat er dann endlich nach jahrelangem "Pfennig-zweimal-umdrehen" ein mehr oder weniger ordentliches Gehalt, muss er erstmal für die nächsten Jahre Schulden tilgen. Neue Wohnung, ade! Familienplanung? Gar nicht dran zu denken.
So, und wohin wird das führen? Werden weniger Abiturienten sich für ein Studium entscheiden aus Angst, dieses nicht finanzieren zu können oder weil sie sich ausrechnen, dass sie mit einer soliden Ausbildung zum Banker in zehn Jahren gehaltsmäßig dort ankommen, wo Hochschulabsolventen einsteigen mit dem Unterschied, dass diese noch jahrelang an ihren Schulden zahlen?
Wird das dazu führen, dass Deutschland im internationalen Vergleich schwächer wird, wenn es darum geht, wo die Führungskräfte herkommen?
Oder wird das dazu führen, dass die Studienbedingungen in den Ländern, in denen keine Studiengebühren eingeführt werden, noch schlechter werden, als sie es ohnehin schon sind?
Bessere Studienbedingungen in Deutschlund sind ein Muss, aber werden die durch Einführung von Studiengebühren erreicht?
Hängt die Bildung nicht auch zum Beispiel maßgeblich vom Engagement der Auszubildenden und Ausbilder ab?
Ich kann mich nicht daran erinnern, dass meine Professoren an der Uni Frankfurt großartig engagiert gewesen wären (außer in ihrer eigenen Forschung).
Tja, und das Engagement der Auszubildenden fördere ich doch, indem ich die Bedingungen verbessere aber nicht dadurch, dass ich ihnen das Gefühl gebe, sie noch mehr zu belasten, oder?
Ich bin gespannt wie es weitergeht.
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